
„Wer bin ich?“ Diese Frage stellt ein junger Mann im kanadischen Toronto: „Wer bin ich?“ Die mysteriöse Geschichte beginnt im November 1999. In einem Krankenhaus in Toronto wacht ein Patient, der mit gebrochener Nase eingeliefert worden war, aus mehrtägiger tiefer Bewusstlosigkeit auf. An seinem Handgelenk trägt er das in Krankenhäusern übliche Armband mit dem Namen Philip Staufen. Die Krankenhausakte führt das Geburtsdatum 7. Juni 1975. Aber: Der Patient kann sich an nichts erinnern. Ärzte diagnostizieren einen durch Gehirnerschütterung ausgelösten Gedächtnisverlust. Wie der Name Philip Staufen auf das Armband und das Geburtsdatum in die Krankenhausakte kam, kann nicht mehr nachvollzogen werden. Ein junger Mann, weiß nicht, wer er ist. Ein junger Mann fragt: „Wer bin ich?“ Er reist durch Kanada. Sucht seine Identität. Er hat keinen Pass. Keine Dokumente, die seine Existenz belegen. Er ist umgetrieben von der einen Frage: „Wer bin ich?“ [1]
Viele Menschen ähneln dem geheimnisvollen Krankenhaus-Patienten. Es ist ihnen unklar, wer sie sind. Sie suchen nach ihrer Identität. Sie fragen: „Wer bin ich?“ Aber sie kommen nicht zum Ziel. Sie suchen, aber was sie finden, sind nur Identitäten auf Zeit. Aber die erweisen sich oft genug als brüchig. Sie wissen einfach nicht, wer sie sind. Sie haben keine Vorstellung, warum und wozu sie hier auf der Erde herumlaufen. Sie sitzen - bildlich gesprochen - vor einem weißen Blatt Papier und versuchen, ihrem wahren Ich auf die Spur zu kommen. Sie fragen: Wer in aller Welt bin ich?
Aber: An wen oder was sollen sie sich halten, wenn sie herausfinden wollen, wer sie sind? Es gibt ganz grundsätzlich nur zwei Möglichkeiten: Sie können sich entweder an Menschen halten oder an Dinge. Mehr ist nicht da! Und leider sind beide unsicher.
Gehen wir einmal am Leben von Menschen entlang: Ein Kind malt mit Buntstiften ein kleines Bild und zeigt es seiner Mutter. Diese ist hellauf begeistert, ruft Oh und Ah und sagt: „Susi, das ist ja toll! Du bist ein richtiges Genie! Ich wette, eines Tages wirst du einmal Künstlerin.“ – Susi geht wieder in ihr Zimmer und denkt bei sich: „Wenn Mama dieses Bild so gut gefallen hat, wie sehr würde es ihr wohl gefallen, wenn ich ein ganz großes Bild an die Wand male!“ Gesagt, getan. Sie sucht sich die größte Wand in ihrem Zimmer aus und beginnt ihr Meisterwerk. - Etwas später, ein Schrei: „Susi! Du dummes Kind! Was hast du dir denn dabei gedacht?“
Für ein Kind ist eine solche Reaktion komplett verwirrend. Im einen Moment noch ein Genie und in der nächsten Minute ein Dummkopf ... Was soll ein Kind nun tun? Wie soll es für sich die Frage beantworten: „Wer bin ich?“
(Fortsetzung folgt)