Warum ich der Bibel glaube ... (V/2)

Quelle:  pixabay
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Dazu kommt nun noch etwas anderes: Menschen tendieren dazu, eigene Schuld einfach zu leugnen, auf andere abzuschieben oder schlicht zu verdrängen. So sammelt sie sich unaufhörlich an, und ihr Gewicht auf der Seele nimmt kontinuierlich zu.

 

Schuld ist wie ein rotes Warnlämpchen, dass im Armaturenbrett des Autos aufleuchtet. Man kann dann entweder anhalten und die Ursache beseitigen oder man kann das Warnlicht zerstören. Das hört sich verrückt an. Wer sollte so etwas Widersinniges tun? Jeder tut es, der die Wahrnehmung von Schuld in seinem Leben verdrängt.

 

Viele Menschen nehmen zunächst kaum wahr, dass sie das tun. Aber mit den Jahren beginnen sie das Gewicht unbewältigter Schuld zu spüren. Immer wieder einmal müssen sie an hässliche Dinge denken, für die sie die Verantwortung tragen.

 

 

Der Singer/Songwriter Manfred Siebald beschreibt das in einem seiner Lieder mit diesen Worten:

 

„Längst vergessene Versprechen,

Bitten, kaum noch angehört,

Fehler, die sich spät erst rächen,

Unrecht, das dich nicht mehr stört.

Wo ist nur das Gras,

das dir darüber längst gewachsen schien?

An dem Wintermorgen Gottes muss die Täuschung fliehn.“[1]

 

Schuld hat Gewicht. Und je länger ein Mensch lebt, umso mehr Kraft muss er aufwenden, um dieses Gewicht tagtäglich zu stemmen. In einem Lebensentwurf ohne Gott gibt es keine Möglichkeit, Schuld wirklich zu bewältigen. Das hat Auswirkungen. Ein mit Schuld belastetes Leben wird schwer. Es verliert seine Beweglichkeit und Leichtigkeit. Ganz allmählich nimmt auch das Zwielicht im Leben zu.

 

Dann geschieht noch etwas: Das Gewissen nimmt Schaden. Wenn Schuld dauerhaft geleugnet, versteckt oder verdrängt wird, hat das eine zerstörerische Wirkung auf das Gewissen. Das Empfinden für wahr und unwahr, richtig und falsch, Gut und Böse stumpft ab und erstarrt Schritt für Schritt. Unrecht wird nicht mehr (so deutlich) empfunden. Das wirkt zunächst entlastend, ändert aber nichts an der Tatsache, dass sich immer mehr Schuld ansammelt. Eine schier ausweglose Situation.

 

Solange Menschen im Berufsleben stehen, gelingt es ihnen oft, durch stete Betriebsamkeit  ihre Schuld zu verdrängen. Aber wenn der Ruhestand kommt und nun viel mehr Zeit zur Verfügung steht, steigt in ihnen das dumpfe, unklare Gefühl auf, dass irgendetwas ganz grundsätzlich mit ihrem Leben nicht stimmt. Oft kommen sie nicht darauf, dass es die Berge unbewältigter Schuld sind, die dieses dumpfe Gefühl bewirken. Sie wissen nicht weiter.

 

In einem Lebensentwurf ohne Gott gibt es keine Möglichkeit, das Problem der Schuld zu bewältigen. Das ist kein Wunder. In der Religion des Islam wird Schuld von Allah zwar (hoffentlich) übersehen, aber nicht bewältigt. Hinduismus und Buddhismus verschieben die Bewältigung der Schuld in zukünftige Wiedergeburten, bewältigen sie aber auch nicht. Und die westliche Psychologie kennt zwar Schuldgefühle und kann sie bearbeiten, hat aber keine Lösung für die Schuld an sich. Kein Wunder also, dass Menschen bei der Frage nach der Bewältigung ihrer Schuld ratlos mit den Schultern zucken.

 


[1] https://www.youtube.com/watch?v=TztX0TS9jZk