Jeder von uns hat Schwächen. Aber die allermeisten verstecken sie. Und es ist auch klar, warum: Wer Schwächen zeigt, macht sich angreifbar, setzt sich den ätzenden Kommentaren anderer aus. Und wer will das schon?! Und so kommt es, dass wir unsere ungeliebten Schwächen irgendwo tief unten in den dunkelsten Winkeln unseres Lebens verstecken. Wie schade! Denn unsere ungeliebten Schwächen sind eine Riesenchance. Und zwar Gottes Chance!
Wenn man fragt: Wie eigentlich sieht Gott unsere Schwächen? Was denkt er über meine Depressionen, meine Ängstlichkeiten, meine Schüchternheit, meine seelischen Verwundungen, die mich beeinträchtigen? Was empfindet er, wenn er sieht, dass ich keine Traumfigur habe, seit Jahren mit mäßigem Erfolg gegen mein Übergewicht kämpfe und überhaupt eher unsportlich bin? Dann muss man sagen: Er hat überhaupt keine Probleme damit! Im Gegenteil: Das, was wir an Schwächen manchmal schamhaft verstecken, ist für Ihn ein willkommener Anlass, um in unserm Leben so richtig aktiv zu werden!
Es ist, als ob er sagt: „Was, du hast Schwächen?! Das ist ja wunderbar! Dann kann ich ja in deinem Leben mal so richtig an die Arbeit gehen! Da kann ich ja in deinem Leben meine Kraft mal so richtig wirken lassen. Wunderbar! Sei willkommen! Und lass´ mich bitte in deinem Leben an die Arbeit gehen! Nichts, was ich lieber täte!“ Verstehen Sie: Gott hat ein völlig unverkrampftes Verhältnis zu Schwächen. Ganz im Gegensatz zu uns Menschen.
Woher ich das weiß? Ganz einfach: Aus der Bibel. Die ist ja bekanntlich das Buch, das einschlägig über Gott informiert. Und dort wird (u.a.) von einem Mann berichtet, der unter einer bestimmten Schwäche in seinem Leben furchtbar gelitten hat. Und ihm sagte Gott eines Tages diesen Satz: „Meine Gnade ist alles, was du brauchst. Denn meine Kraft zeigt sich in deiner Schwäche!“ (2. Korintherbrief 12, 9)
Dies ist ein Versprechen Gottes. Es gilt ganz unverändert auch heute: „Meine Gnade“, sagt Gott, also meine Nähe, meine Gegenwart, „ist alles, was du brauchst. Und meine Kraft zeigt sich gerade in deiner Schwäche!“
Das heißt: Gott reagiert auf unsere Schwächen nicht mit spitzen, boshaften Kommentaren. Oh nein, er reagiert darauf mit der vollen Bereitschaft, in unserem Leben an die Arbeit zu gehen und es zu verändern.
Gott ist ein bisschen wie ein Kanalarbeiter: Er steigt herunter in die Tiefen unseres Lebens und bringt in Ordnung, was dort in Unordnung geraten ist.
In der Zeit, als ich in England studiert habe, habe ich auf der Straße oft so ein dreieckiges Schild gesehen. Da stand drauf: "Attention. Men at work!" Übersetzt heißt das: "Achtung! Männer bei der Arbeit!" Das Schild stand meistens so auf dem Bürgersteig herum. Aber wenn man sich dann umschaute, dann sah man absolut niemanden bei der Arbeit. Erstaunlich! Erst, wenn man ein bisschen wartete, löste sich das Rätsel: Dann tauchte nämlich irgendwo in der Nähe des Schildes ein gelber Helm aus einem Gully auf. Und unter dem Helm steckte ein Arbeiter mit einer Rohrzange in der Hand. Und damit war alles klar: Die Männer waren wirklich bei der Arbeit gewesen. Aber man hatte sie im ersten Moment nicht gesehen.
Mit Gott ist es genauso: Wie ein Kanalarbeiter steigt er in unser Leben und fängt dort an zu arbeiten.
Und darum: Wenn Sie Schwächen haben, unter denen Sie leiden, bitte machen Sie doch Ihre Schwächen zur Tür, durch die Gott in Ihr Leben kommen kann. Lassen Sie ihn an die Arbeit gehen in Ihrem Leben. Christen sind Leute, die Gott in ihr Leben kommen lassen, damit er dort an die Arbeit gehen kann. Gott ist eine Person, nicht nur eine Kraft. Und er möchte persönlich in Ihrem Leben tätig werden. Er liebt es, das zu tun. Denn er zeigt gerne, wie groß, wie genial, wie kraftvoll und wie liebevoll er ist.
Wie zeigt sich das praktisch?
Nun, es zeigt sich zum Beispiel so, dass Gott aus ängstlichen Leuten mutige Leute macht, die den Kopf für Ihn hinhalten. Aber noch mehr: Aus schwachen Persönlichkeiten macht Er starke Persönlichkeiten, die Ihn lieb haben. Aus Menschen, die nachtragend und bitter sind, macht er Leute, die vergeben können. Aus Menschen, die immer im Mittelpunkt stehen müssen, macht er Leute, die ihn (Gott) die Mitte ihres Lebens sein lassen. Aus Menschen, die sich aufspielen, als wären sie die Größten, macht er Leute, die ihn (Jesus) zum König ihres Lebens machen. Und diejenigen, die in ihrem Leben wenig Liebe bekamen, macht er bereit, die Liebe anzunehmen,
die ihnen entgegengebracht wird.
So arbeitet Gott in unserem Leben, wenn wir ihn nur lassen.
Schwächen sind also kein Schicksal!
Sie sind allemal Gottes Chance!